New Friendship

Noch immer schien Sebastian die Situation im Traum merkwürdig. Ganz einfach weil er genau wusste, dass es niemals passieren würde. Erstens weil sich sein Vater nie mit ihnen an einen Tisch setzen würde, geschweige denn mitessen würde und zweitens konnte es Nichts werden weil seine Mum tot war. Vielleicht war es eine Wunschvorstellung von ihm? Er wünschte sich eine heile Familie. In der sich alle liebten? Langsam wachte er auf und öffnete die Augen. Beharrte aber in seiner Position.

Wes hatte wieder einen Arm um Sebastian gelegt und lag ruhig im Bett. Er hing seinen Gedanken nach, die sich um alles und nichts drehten. Mal dachte er an den Abschluss, dann an den Mathetest nächste Woche oder an sein Pferd. Dann wieder dachte er an Musik und seine Freunde. Kurz: Er war total in Gedanken versunken und strich Sebastian abwesend über den Arm.

Es dauerte einen Moment bis Sebastian begriff dass es sich nur um einen Traum gehandelt hatte und er jetzt wach war. Langsam drehte er sich zur Seite. " Hab ich dich geweckt? Wenn ja tut es mir Leid!" entschuldigte er sich gleich und er schloss kurz die Augen. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst was er geträumt hatte. Seine Mutter hatte er jetzt gesehen. Was sollte dass nur alles mit dem Traum. Zuviel war nicht richtig oder am richtigen Platz. Er war kurz abwesend und legte ein verwirrtes und nachdenkliches Gesicht auf.

Wes bekam erst gar nicht mit, dass Sebastian plötzlich wach war und ihn ansprach. Doch dann schien tatsächlich etwas in sein Unterbewusstsein vorgedrungen zu sein, denn er zuckte zusammen. "Was? Sorry, ich war grad ganz weit weg. Was hast du gesagt?", fragte er verwirrt nach.

Sebastian schweifte von seinen Gedanken ab und wandte sich an seinen Freund. " Ich habe gefragt ob ich dich geweckt habe und wenn ja dass es mir Leid tut! Was mir auch noch Leid tut, dass ich dich aus deinen Gedanken gerissen habe. Hast du wenigstens gut geschlafen?" fragte er und zog seine Beine an seinen Körper heran. Nun versuchte er es mit einem Lächeln was ihm schwer fiel.

"Nein, du hast mich nicht geweckt. Ich hab mich selbst geweckt.", erklärte Wes und sah ihn besorgt an. "Was ist los? Ich seh, dass du was hast. Kann ich dir helfen? Dich trösten oder aufbauen oder sonst für dich da sein?", fragte er und strich Sebastian durchs Haar. "Hast du schlecht geträumt?"

" Wie kann man sich selber wecken?" hakte Sebastian verwirrt nach. Davon hatte er ja noch nie gehört. Nun sah er Wes an und grinste. " Mit mir ist Nichts los, mir gehts gut und ich habe gut geträumt!" fügte er nun, wie ein kleines patziges Kind, an und schunkelte nach Links und Rechts. " Macht Spaß, komm mach mit!" Er schien nicht ganz auf der Höhe zu sein. Es war fast so als er sich irgendwas eingeworfen.

Wes runzelte die Stirn. "Seb, wie viele Tabletten hast du durcheinander gemixt eingeworfen?", fragte er liebevoll nach und versuchte seinen Freund still zu halten. Es gelang ihm nicht und irgendwann gab er es auf. Und wenn der wirklich glaubte, Wes würde ihm das abkaufen, hielt er Wes für wirklich sehr blöd. Niemand log Wes Montgomery an. Das trauten sich nur die Wenigsten.

Sebastian überlegte kurz und grinste dann. " Ich habe aufgehört zu zählen! Sonst hätte ich nicht schlafen können, wegen Fieber!" sagte er und schunkelte immer noch hin und her. " War aber ein schöner Traum! Ich war zu Hause. Wir saßen an unserem Tisch. Links saß Leya, gegenüber von mir Dad und Rechts hat Mum gerade Essen ausgeteilt. Dass war aber irgendwie komisch und ich weiß nicht warum!" Erzählte er plötzlich munter drauf los.

Nach David war nun also Sebastian high. Wes konnte sein Glück ja kaum fassen. Und auch, wenn er sich freute, dass sein Freund recht "fröhlich" war, wusste er doch, dass das nur von den Pillen kam. Also stand er auf und ging ins Badezimmer. Ein schlechtes Gewissen hatte er schon als er zurück kam, aber das Schaukeln war doch nicht normal. "Du wirst mich ewig hassen.", kündigte er an. Dann kippte er Sebastian einen Zahnputzbecher kaltes Wasser ins Gesicht.

So schnell konnte Sebastian gar nicht gucken wie er schon das Wasser im Gesicht hatte, aber er stand schneller vor dem Bett, als man annehmen konnte. " Was soll dass?" fragte er nun recht verwirrt und fuhr sich einmal über sein Gesicht. " Wolltest du erreichen, dass ich nass bin? Ich dachte du schläfst?" fragte er nun und lächelte. So recht wusste er nicht was gerade abging.

"Schatz, ich war eher wach als du.", bemerkte Wes und brachte den Becher zurück ins Bad. Dort rumorte er in seinem Schrank rum, als würde er etwas suchen. "Du warst ein wenig high, deshalb hab ich dir das Wasser ins Gesicht gekippt. Keine Ahnung, ob du zu viele Tabletten gegen das Fieber genommen hast, es ist mir auch egal, auf jeden Fall warst du leicht weggetreten."

" Okay. naja wenigstens war ich da mal für einen Augenblick 'fröhlich'!" merkte er an und setzte sich in aller seelen Ruhe wieder aufs bett zurück. " Kann ich dir sagen. Wenn was schmerzt, dann nimmt man Schmerzmittel. Die heißen ja nicht ohne Grund so. Normalerweise nehme ich immer eine, aber ich konnte doch nicht wissen, dass wenn ich 2 nehme, schon breit für die Geschlossene bin!" Nun sah er verwirrt drein. " was suchst du?"

"Glaub mir, ich hab ein schlechtes Gewissen wegen der Aktion, aber es musste sein." Wes durchforstete seinen Schrank weiterhin. "Schmerzmittel sind gefährlich. Damit ist nicht zu spaßen. Wenn du was schlucken willst, nimm die. Davon solltest du zwar auch nicht zwanzig Stück am Tag nehmen, aber sie sind pflanzlich und hauen dich nicht so aus der Bahn wie die Anderen." Er kam ins Zimmer zurück und warf Sebastian eine Verpackung zu.

" Wär irgendwann vorüber gegangen! Glaub mir!" entgegnete Sebastian und fing die Verpackung auf. " was hätte ich denn sonst machen sollen? Du hast so friedlich geschlafen und die Anderen wollte ich nicht wecken. Aber wär ich in mein Zimmer gegangen und geblieben, hättest du dich gewundert und ich bin jetzt nicht so der Fan von Tee kochen oder so. Dass dauert mir echt zu lange. Ein schlechtes Gewissen brauchts du echt nicht zu haben!"

"Du bist kein Fan von Teekochen? Du nimmst doch gar nichts anderes mehr zu dir.", sagte Wes ruhig. Er meinte es durchaus ernst. Das Gespräch mit Nick udn Jeff hatte seine Sorge nur verstärkt. Sein Freund war auf dem besten Wege sich selbst vor die Hunde zu bringen und er versuchte sein Bestes damit genau das nicht geschah.

Sebastian biss sich kurz auf die Unterlippe bevor er Wes antwortete. " Ja, du hast Recht! Ist es dass was du hören willst? Du hast immer Recht!" sagte er und klang auch noch recht ruhig. Es würde jetzt eh Nichts bringen aus der Haut zu fahren. " Ich weiß, dass du kein Fan von Schmerzmitteln bist oder denkst du ich weiß dass nicht? Ich könnte mich auch selbst dafür hassen, dir auf diese Art weh zu tun!" Mittlerweile hatte er mit dem Schuckeln aufgehört, lief jetzt aber im Zimmer umher.

Wes sah ihn an und hielt sich gerade noch davon ab seine braunen Augen zu verdrehen. "Ich hab nicht immer Recht. Aber ich mach mir Sorgen, das wird ja wohl erlaubt sein. Sag nicht, dass es nicht stimmt. Du musst nichts machen, um mir zu gefallen. Du bist ein freier Mensch und ich muss mich mit deinen Entscheidungen arrangieren. Nur ich weiß wie es ist, wenn man zu viele Mittel nimmt, glaub mir. Aber ich hab auch keine Lust mich immer dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich mich um dich sorge." Er schnappte sich sein T-Shirt und verließ das Zimmer.

Sebastian atmete ein paar Mal tief ein und aus. Es ging ja mal wieder gut los. Nachdem Wes sein Zimmer verlassen hatte, entschied sich auch Sebastian zu gehen. Erst in sein Zimmer und dann zu seinem, mittlerweile festgelegte, Stammplatz tief im Waldinneren. Kannte er ja zur Genüge! Unbedacht der Schmerzen schlug er mit seiner, fast verheilten Hand auf einen Baumstamm ein. Logisch, dass diese dann schmerzte, aber ihn interessierte es gerade nicht. Warum mussten sie immer diskutieren? Anders: Warum musste Sebastian immer anfangen zu diskutieren? Er wusste es selber nicht.

Wes hatte sich dazu entschieden schwimmen zu gehen. Vielleicht konnte er den Problemen wegtauchen. Und wenn das nicht half, prügelte er eben auf den Sandsack ein. Solange bis das Ding aus der Decke flog. Diesen Entschluss fassend drehte er sich in der Schwimmhalle wieder um und marschierte direkt zum Sandsack. Dort stand er oben ohne und prügelte mit vollster Kraft auf das Ding ein. Gut, dass kein Anderer da war.

" Es gibt nur eine Möglichkeit! Sie haben sich mal wieder gestritten!" sagte Nick, der mit Jeff Sebastian suchte, zu seinem Freund. " Wundert dich dass? Wann streiten die Beiden denn mal nicht?" fügte der Blonde an und schrieb derweil an Seb eine Nachricht. " Hey, wo bist du gerade? Wir, also Nick und Ich suchen dich schon wieder. Es wird nie langweilig mit euch Beiden. Weswegen habt ihr euch jetzt wieder gestritten? Mit liebsten Grüßen Jeff!" Diese schickte er ab und wartete ruhig.
Sebastian hat sich mittlerweile auf der Bank niedergelassen, als er die Nachricht von Jeff bekam. Er musste echt als er sie las, schmollen. Doch er schrieb zurück.
" Im wald, ihr wisst ja mittlerweile wo! Eigentlich wollte ich Ruhe, aber vielleicht ist es doch besser wenn ich mit jemanden rede. Kommt ruhig her und ihr seid echt tolle Freunde! Sebastian!"
Innerhalb von ein paar Minuten haben es sich Niff auf der Bank bequem gemacht.

David suchte Wes. Irgendwie hatte sein Beser-Freund-Sinn Alarm geschlagen und ihm verdeutlicht, dass Wes ihn brauchte. Nun klapperte er alle Plätze ab, wo Wes sein könnte, und hoffte, dass er nicht laufen war. Als er dann schließlich die Halle betrat, wo der Sandsack hing, und er sah mit welcher Wucht Wes auf das Ding einschlug und eintrat, war ihm klar, dass wieder Stress mit Sebastian der Grund war. "Ley, was ist passiert?", fragte er vorsichtig. Doch Wes ignorierte ihn vollkommen.

" Was hast du denn da gemacht?" fragte Jeff nun und wies auf Sebastians Hand, die mittlerweile dick geworden ist und der Verband war an manchen Stellen rot. " Aufm Baumstamm eingeschlagen!" antwortete Sebastian. " Nicht dein Ernst? Okay mir reicht es jetzt. Ich kann es nicht ansehen wie du und Wes euch zu Grunde richtet. Ihr müsst mal miteinander klar kommen, sonst streitet ihr ja nur noch. Du willst doch auch nicht, dass noch was schlimmeres passiert oder?" antwortete Nick ruhig und fand sich kurz darauf in Sebastians Armen wieder. Der schluchzte schwer und man konnte gerade och verstehen was er sagte, bevor er nun endgültig seine Worte in Tränen versank.

Jeff sah ihn an. "Ley geht es bestimmt genau so beschissen. Immerhin liebt ihr euch doch.", sagte er leise. Wie Recht er damit hatte, wusste er selbst ja gar nicht. David versuchte derweil Wes vom Sandsack weg zu bekommen. Gar nicht so einfach, immerhin wollte er nicht getroffen werden. Doch irgendwann schlang er die Arme um Wes und hob ihn hoch. "Lass mich runter!", fauchte Wes gereizt. "Wie niedlich. Hast du es so nötig, dass du dein Schosshündchen schon hier vögelst?", lachte Flint. Wieso tauchte der immer da auf, wo man ihn nicht brauchen konnte? David setzte Wes ab, hielt ihn aber weiterhin fest.

" Ihr habt ja Recht und ja, ich liebe ihn so sehr dass kann man sich kaum vorstellen! Wenn ich daran denke, wie schlecht es Wes gerade geht, dann würde ich am liebsten auf mich selber einschlagen!" sagte Sebastian. " Nein, dass lass mal lieber, aber vielleicht kommst du erst einmal mit zur Dalton!" schlug Nick vor und so wurde es dann auch gemacht. Zuerst liefen sie in die Cafeteria, wo sie kurz etwas Kleines aßen. Auch Sebastian aß mal was. Zur Abwechslung und Freude von Niff. " Also wo könnte Wevid sein?"" Woher willsten du wissen, dass David bei Wes ist?"" Bitte, wenn er nicht bei dir ist Seb, dann hängen die Beiden aneinander wie kletten!"