New Friendship

Sebastian hörte ganz genau was Wes sagte, nur antwortete er nicht. Warum auch? Er hat seit 3 Monaten Nichts mehr von ihm gehört und soll er jetzt in Freude ausbrechen oder gar Wes um den Hals springen? Er konnte es nicht und es war verflixt schwer. Er musste lernen, Gefühle zu verdrängen und zu verbergen. Doch sein Freund war noch schlimmer bedient als er. Nun öffnete Sebastian die Augen und stand auf. Mit langsamen Schritten trat er zum Balkon heraus und legte Wes einen Arm auf die Schulter. " Was würdest du sagen, wenn wir wieder klein anfangen? Vielleicht ändern wir uns dadurch noch ein bisschen!" bot er ruhig an.

Wes erster Impuls war Sebastians Arm wegzuschlagen. Er hatte ein Problem mit Nähe, da er ja drei Monate lang nur gezüchtigt worden war. Doch er beherrschte sich und ließ den Arm da, wo er war. "Und wie stellst du dir das vor?", fragte er nach. Einen Versuch war es vielleicht wert. Musste man sehen wie sich das alles entwickelte.

Sebastian trat nun in den Balkon und sah sich die Landschaft an. " Vielleicht wäre es gut, wenn wir uns erstmal erzählen, was wir nicht mögen, damit keiner von uns einen Fehler machte und vielleicht fangen wir an mit Händchen halten und kuscheln oder so an!" schlug er vor. Etwas anderes fiel ihm auf die Schnelle nicht ein. Er wollte so gerne mit Wes Zeit verbringen und konnte es doch nicht verhindern. Seine Gefühle wurden immer mehr. Doch er verdrängte sie noch relativ gut. " Ich will so nicht mehr sein, aber ich kann es leider nicht ändern!" platze es aus ihm heraus.

Wes schluckte. "Klingt nach einer guten Lösung.", meinte er. Dann schwieg er wieder und sah auf die Stadt hinaus. "Denkst du, ich würde nicht gern zu dem Jungen zurück, der ich vor drei Monaten war?", fragte er plötzlich. Doch er fürchtete, dass dieser Junge nicht mehr da war oder nur noch bruchstückhaft. Man hatte versucht ihn zu brechen, mit Eisbädern, Schocks und Schlägen. Leider war es teilweise geglückt. Es würde lange dauern, bis er sich davon erholt hatte.

Sebastian dachte nach und sah dann seinen Freund an. " Ich würde es dir so von Herzen. Irgendwo ist noch etwas, da bin ich mir ganz sicher, nur ist der alte Wes verborgen und zeigt sich nicht!" Nun sah er Wes in die Augen und strich diesem über die Wange. " Was haben sie dir nur Angetan?" flüsterte er dabei.

Wes sah zur Seite, als Sebastian ihm plötzlich so zärtlich über die Wange strich. Damit kam er gar nicht zurecht. Und mit der Frage auch nicht. Er wollte reden, aber auf der anderen Seite klang es dann noch realer und er wurde gezwungen sich zu erinnern. Dabei wollte er nur noch vergessen. Ihm war nach Schreien zumute und in ihm schrie auch etwas. Tief drinnen weinte er seit drei Monaten.

Sofort nahm Sebastian seine Hand von Wes. " Tut mir Leid!" antwortete dieser und sah in den Himmel. Für einen Moment war er mehr als nur traurig, als er hinauf sah. Es tat ihm innerlich weh, aber auch der Zustand seines Freundes sorgte dafür. " Vielleicht hilft es dir auch, wenn du wieder in der Dalton. In deinem zu Hause!" meinte er dann mit trauriger Stimme.

Wes schloss die Augen. "Ich hab kein Zuhause.", murmelte er leise. "Du bist ja auch nicht da. Alles ist kaputt. Hätte ich von Anfang an auf meine Eltern gehört, wäre das alles nicht passiert. ich hab euch alle unglücklich gemacht. Drei Monate waren noch zu wenig an Strafe." Er hatte Angst Sebastian wieder zu verlieren und wenn er ihn schon nach Dalton schicken wollte, wollte er ihn los werden.

" Was? Nein! Dalton ist doch dein zu Hause. Ich gehe bald wieder dorthin, nur meine Noten müssen stimmen. Meinst du wirklich ich wäre freiwillig von meinem zu Hause verschwunden? Genauso wenig wie du. Du hast uns nicht unglücklich gemacht und hör bitte auf zu denken du verdienst es bestraft zu werden. Dass stimmt nicht. Glaube mir!" sagte Sebastian. In diesem Punkt hatte sich Wes nicht wirklich verändert aber es scheint schlimmer geworden zu sen. Dann griff er nach der Kette an Wes Hals. " Die hab ich dir mal geschenkt, weil du für mich dass wichtigste warst, bist und immer sein wirst!" fügte er an und ließ sie wieder los. Er wollte Wes nicht überfordern.

Wes öffnete seine Augen wieder. Tränen glitzerten darin. "Seb.", flüsterte er. "Ich hab dich so unglaublich vermisst. Jeden Tag musste ich mir dein Gesicht ins Erinnerung rufen, sonst wäre ich durchgedreht. Du hast mich am Leben erhalten, als sie mich zusammengeschlagen, gefoltert und angeschrien haben. Ich hab Angst, solche Angst. Ich will, dass nicht wieder erleben, aber die Bilder lassen mich nicht los." Er trat auf Sebastian zu und küsste ihn leidenschaftlich. Das war sein Rettungsanker.

Sebastian erwiderte den Kuss und zog seinen Freund näher an sich heran bevor er die Arme um Wes nacken schlang. "Nie wieder wird man dir Leid antun. Dass schwöre ich dir hier!" sagte Sebastian und küsste sich Wes Hals entlang. " Was hälst du eigentlich davon, wo wir einmal in Paris sind, auf den Eifelturm zu gehen?"

Wes schloss die Augen und schmiegte sich an Sebastian. "Meinst du jetzt? Du willst jetzt auf den Eifelturm? Also, die Idee ist gut." Das fand er wirklich. Er war noch nie in Paris und daher noch nie auf dem Eifelturm. Wes war gespannt, wie es da wohl so war. Über den Dächern von Paris.

" Naja, für jetzt hatte ich eigentlich etwas anderes geplant!" flüsterte Sebastian seinem Freund ins Ohr und sah zum Bett. " ich habe dich so schrecklich vermisst. Die letzten 3 Monate waren schlimm für mich. Hinzu kommen noch die....." Hier stoppte er und überlegte was er jetzt sagen sollte. "...diverse anderen Dinge mit denen man mich gequält hatte!" Erneut küsste er seinen Freund und langsam kam der alte Sebastian wieder. Ganz langsam.

Wes schmunzelte leicht. "Wie war dein Vorschlag? Händchen halten und kuscheln?", neckte er ihn liebevoll und küsste die Stelle hinter seinem Ohr. Er nahm Sebastians Hand in seine, öffnete die Balkontür und zog seinen Freund wieder ins Zimmer. Als sie sich ansahen, schimmerten seine Augen liebevoll. "Es tut mir Leid, dass ich dich nicht beschützen konnte. Das wird nie wieder passieren."

" Ich hab halt auch Bedürfnisse!" sagte Sebastian unschuldig. Leise stöhnte er und fing an Wes zu necken. " Du hälst dich selber nicht mal an das kuscheln und Händchen halten!!" Sanft lächelte er und küsste seinem Freund auf die Wange. " Es gibt etwas, dass habe ich dir verflixt lange nicht gesagt!" fing er an und küsste Wes. " Ich liebe dich!" Er meinte es todernst und nahm kurz seine farbigen Kontaktlinsen heraus, sodass Wes wieder in seine richtigen Augen blicken kann. " Ich wusste was mich erwartet Schatz. Daran konnte ich auch nichts ändern. Es tat weh, die Anderen so zu verletzen, aber ich konnte Nichts tun!"

Wes lächelte, nein er strahlte ihn an. "Ich liebe dich. Meine Gefühle haben nie aufgehört. Weißt du, drei Monate lang habe ich nur schlechte Emotionen kennengelernt. Verzeih mir, wenn ich noch etwas zurückhaltend bin.", bat er und zog seinen Freund zum Bett. Sie setzten sich und Wes lehnte seine Stirn gegen Sebastians. "Hab ich dir schon einmal gesagt, dass du wunderschöne Augen hast?", fragte er. "Es ist okay, du konntest nichts dafür."

" Ich gebe dir alle Zeit die du brauchst! Ich habe es dir immer gesagt. Ich liebe dich für immer und ewig und ich möchte, dass du glücklich bist!" sagte Sebastian uns nahm seinen Freund sanft in den Arm. " Du hast es vielleicht mal erwähnt, dass ich wundervolle Augen habe, aber du hast die schönsten Augen und ich verfange mich jedesmal in diesen!" So lange hatte er keine Liebe mehr richtig gespürt. Nur Hass, Wut, Trauer und Eifersucht. Dank seines Vaters. " Ich habe im Übrigen herausgefunden, woher ich eigentlich komme!" sagte er plötzlich.

Wes lächelte. "Danke.", sagte er und revanchierte sich mit einem Kuss auf die Wange. "Ehrlich? Erzähl! Wie ist es dazu gekommen?", fragte er und fügte dann "Falls du möchtest." an. Er wollte Sebastian ja nicht drängen. Nun wartete er auf die Antwort und ließ die ganze Zeit Sebastians Hand nicht los.

Sebastian nahm beide hände von Wes in seine eigenen. " Danke mir nicht dafür!" sagte er und sah Wes an. " Naja, ich war ja mehr oder weniger gezwungen, auf dieser blöden Hochzeit von meinem Vater und seiner, ich nenne es mal Freundin, die übrigens bei uns eingezogen is, ist dass nicht toll?" sein sarkasmus war kaum zu überhören. " Jedenfalls konnte ich ihnen eine zeit lang entkommen, indem ich mich auf den Dachboden verkrochen habe!"

"Und da hast du die Unterlagen gefunden.", schlussfolgerte Wes. "Und? hast du schon deine leiblichen Eltern kontaktiert? Willst du es überhaupt?", fragte er. Er suchte Sebastians Nähe, weshalb er näher an ihn heran rutschte und sich an ihn kuschelte. So etwas Wichtiges passierte im Leben seines Freundes udn er war nicht dabei. Das störte ihn, aber er ließ das Thema bleiben.

"Ja, ich habe sie gefunden, sie waren bei Mum Zeug, was da hoch gepackt worden war!" sagte Sebastian und nahm seinen Freund in den Arm. Er seufzte und wusste nicht was er sagen sollte. Es ging nicht so einfach mit dem Kontaktieren " Ich...ähm..." stotterte er und sah an die Wand. Er kam ja selber nicht richtig mit der Situation klar, wie konnte er Wes da Antworten geben?

Wes legte einen Arm ums eine Hüften. "Entschuldige, ich wollte dich nicht überfordern. Ist ja eine große Sache." Er seufzte leise. "Dass ich dich jemals wieder im Arm halten würde hätte ich nie zu träumen gewagt in manchen Momenten. Ich hatte Angst, das sag ich offen." Er zuckte etwas zusammen.

" Ja, aber es ist auch so.....schwer. Auch wenn ich weiß wer es ist. Meine leibliche Mutter kann ich nicht wirklich mehr kontaktieren! Sie passt aber auf mich und Leya auf!" erklärte er. Darüber war er mehr als froh. Er hatte schon Angst, seine Mutter hassen zu können, aber er kannte sie ja sehr gut. " Eigentlich hätte ich nie in diese Unterlagen gesehen, wenn ich vorher nicht mit Onkel geredet hätte!" fügte er an und lehnte sich an Wes. " Ich liebe dich und du brauchst keine Angst mehr zu haben!" fügte er an und küsste die Stirn seines Freundes.

Sie legten sich aufs Bett und Wes sah Sebastian an. "Ich steh bedingungslos hinter dir, mein Schatz.", sagteer und verschränkte Sebastians Finger mit seinen. "Ich bin immer für dich da, jetzt endlich wieder. Tag ein und Tag aus. 24/7." Er lächelte und küsste Sebastian.

Sebastian lächelte und erwiderte den Kuss sanft. " Dann sage ich dir was ich weiß. Ich habe ein relativ gutes Gewissen, dass ich mir die Unterlagen angeschaut habe. Ich hatte es so lange nicht getan, weil ich es als verrat meiner Mutter angesehen hatte, aber wenn mir mal einer gesagt hätte dass sie auch meine leibliche Mutter ist, hätte es vieles vereinfacht!" fing er an und lächelte traurig, als er an sie denken musste. " Das Gen, dass ich schwul bin habe ich von meinem Vater! Frag aber bitte nicht wo der wohnt!"