New Friendship

Flint hob abwehrend die Hände und auch Wes rutschte unsicher von Sebastian weg und nahm lieber wieder auf dem Boden Platz. Wenn Sebastian nicht angefasst werden wollte, akzeptierten sie das und zwangen ihn zu nichts. Das lag nicht in ihrer Natur und würde ihm auch nur wieder schaden.

Es tat Sebastian schon weh sie so zu verletzen, doch wusste er auch nicht was er machen sollte. Kurzerhand schloss er erneut die Augen und knautschte die Decke zusammen. Er wollte es doch eigentlich alles gar nicht. Doch was sollte er machen? Mittlerweile war er mit allem überfordert. Egal was es war. Deshalb hatte er sich auch verletzt. Freiwillig würde er nicht so schnell zugeben, dass er ein problem hatte.

"Lass ihn noch etwas schlafen oder zumindest zur Ruhe kommen.", sagte Wes leise und sah kurz zu Sebastian. Er wollte nicht gehen, wusste allerdings auch nicht, was er sonst machen sollte. Wenn Sebastian sich schon weg drehte, wollte er keinen Kontakt und auf eine verdrehte Art und Weise konnte Wes ihn verstehen. Immerhin hatte er ihn auch so oft weggestoßen.

Sah denn wirklich keiner von ihnen, dass er total mit allem überfordert war und alleine nicht fertig wurde? Was sollte er denn noch machen um es den Anderen begreiflich zu machen? Sich umbringen? Er war ja nicht mal in der Lage ein guter großer Bruder zu sein, wenn seine Schwester schon von zu Hause abgehauen ist. Bekam er überhaupt etwas auf die Reihe? Offenbar nicht.

Wes seufzte und kam zu ihm. "Hey, Schatz.", sagte er sanft. "Was ist los? Du hast doch irgendwas? Ich weiß, du willst deine Ruhe haben, aber du kannst nicht alles in dich hineinfressen. Das tut dir nicht gut. Lass uns doch helfen. Wir lieben dich und wollen dich glücklich sehen.", sprach er leise auf Sebastian ein und berührte ihn sanft an der Schulter.

Sebastian murmelte in die Decke. " Du lässt dir doch auch nicht helfen, also warum sollte ich es dann? Gut, mag sein, dass ich mit allem total überfordert bin und damit nicht fertig werde. Außerdem bin ich ein schlechter Freund und großer Bruder, aber was will ich denn bitte machen? Man kann mich nicht verändert, wäre ja noch zu schöner!" Mehr sagte er nicht und schloss die Augen wieder.

"Was hat das mit mir zu tun?", fragte Wes leise nach. "Du bist kein schlechter Freund und schon gar kein schlechter Bruder. Du konntest nichts dafür.", begann er wieder. "Nichts, was du hättest machen können, hätte das geändert. Also, bitte sei nicht so." Er lehnte sich an die Wand und sah Sebastian an.

" Wenn du dir schon nicht helfen lässt, warum sollte ich denn dann tun? Du bist auch nicht anders als ich und ich würde dir so gerne helfen, kannst du es nicht verstehen oder willst du nicht verstehen, dass ich für dich alles machen würde? Doch, genau dass wisst ihr. Ich bin ein schlechter Mensch. Ihr gebt es nur nicht zu um mich zu verletzen. Entschuldigt wenn mir alles zuviel wird. Ich bin so und ich hätte etwas ändern können wenn ich da gewesen wäre!" sagte Sebastian und sah Wes mittlerweile an, sprach aber noch relativ ruhig.

"Ich weiß, dass du alles für mich tun würdest. Und dafür liebe ich dich direkt noch mehr. Es war ein Fehler dich wegzustoßen und mir nicht helfen zu lassen. Wenn du es also noch willst, würde ich nur zu gerne deine Hilfe annehmen. Denn ohne dich schaff ich es nicht. Also? Du bist kein schlechter Mensch. Glaub mir, ich lüge nicht."

Sebastian seufzte und setzte sich so gut es ihm möglich war auf. " Okay, wenn du willst dann helfe ich dir! Was hat die sache für einen Haken? Soll ich mir dann auch von dir helfen lassen?" fragte er und sah an die Wand. Sein Arm tat ihm höllisch weh, aber leider waren die schmerzen noch erträglich. Vielleicht bin ich kein schlechter Mensch, aber jeder kann sich ändern. Wenn er will und man ihn nur lässt. Langsam entwickel ich mich zu einem schlechten Menschen!" eigentlich hatte das Thema keinen Sinn, denn seine Freunde würden ihn eh für einen wunderbaren oder guten Menschen halten.

"Da gibt es keinen Haken. Ich will mir einfach von dir helfen lassen.", sagte Wes und versuchte sein Bestes nicht verletzt zu klingen. Wie konnte Sebastian ihn für so berechnend halten. Und wenn er meinte, dass er ein schlechter Mensch sei und sich das bei ihm festgesetzt hatte, konnten sie ihn auch nicht vom Gegenteil überzeugen.

" Entschuldige für den Satz jetzt, aber dass hatte man ja gesehen, wie du dir helfen lassen willst" mehr sagte er dann nun auch nicht, da er nicht noch einen größeren zeit hinauszetteln wollte. Wusste Wes eigentlich, das er sich jedes Wort was er mit ihm wechselte zurecht legen musste und immer alles bejahte um keinen Streit anzuzetteln? Er machte alles und sagte Nichts. Weil er genau wusste wie sein Freund reagieren würde. Dafür liebte er Flint. Mit ihm konnte er reden und bestimmt auch seine Kritik loswerden, was er bei Wes nicht immer bis fast gar nicht kann.

Wes fand es nicht gerecht, dass Sebastian sich bei ihm immer zurück nahm und keine Kritik anmerkte. Er war wirklich kritikfähig, aber sein Freund schien das nicht sehen zu wollen. War er wirklich so streitlustig, dass er alles in den falschen Hals bekam und sofort einen Streit anzettelte? Ja, er diskutierte gerne, aber das war doch nichts Schlimmes, oder? Oder war er so zerbrechlich, dass er doch keine Kritik einstecken konnte.

Sebastian war so überfordert mit der ganzen Situation gerade, dass er am liebsten aufgesprungen wäre und sich im Bad eingeschlossen hätte. Er wollte nicht mit Wes, nur wie sollte er mit ihm reden ohne Kritik auszuüben. Es sollte ihm einfach nicht schlecht gehen. Wenn sein freund Kritik hören wollte, dann sollte er es ihm sagen und selbst kritik ausüben. Sebastian würde es zu akzeptieren versuchen.

"Sag mir doch einfach, was du von mir willst. Dass ich mir von dir helfen lassen soll weiß ich ja. Und sonst? Was stört dich sonst noch an mir? Meine Besserwisserei? Mein Kontrollzwang?", fragte er nun direkt. "Sag es mir, ich vertrag es.", verlangte er ohne mit der Wimper zu zucken.

" Du bist zu stur um dir helfen zu lassen, du befehlst manchmal ganz schön und ich habe echt manchmal den Eindruck, dass wir dir alle vollkommen egal sind, wenn du wieder mal spurlos verschwindest. Mit dir kann man nicht normal reden ohne, dass es ein Gespräch bleibt, daran trage ich aber auch meinen Teil dazu bei. Nachdem du dann wieder von deinen tollen Verschwinden auftauchst, sollen möglichst alle um dich herum springen!" sagte Sebastian ruhig. Beließ es aber dabei. mehr fiel ihm außerdem nicht ein. " jetzt du!" bat er freundlich.

Wes hörte ihm zu und hatte noch einen recht neutralen Gesichtsausdruck, während Flints Augenbrauen immer höher wanderten. "Du willst dir genau so wenig helfen lassen und meinst, dass du mit allem Recht hast. Deiner Auffassung nach bist du ein schlechter Mensch und du lässt dich keinesfalls vom Gegenteil überzeugen. Du machst dich selbst viel zu leicht fertig und suchst das Heil in der Flucht oder im Schmerz.", antwortete er dann ruhig.

Sebastian lächelte und sah Wes an. " Du hast in allen Punkten recht!" sagte er nur und sah dann zu Flint. " Was denn? Besser als wenn wir uns streiten oder? Wir reden miteinander, dass wolltest du doch auch oder? So verkehrt kann es nie sein zu reden!" sagte er zu diesem und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Wes zu. " Ich streite nicht keinen von den Punkten ab die du gesagt hast, weil es so ist und glaube mir ich weiß dass!"

"Und du hast auch Recht.", sagte Wes. "Und ich werde versuchen mich zu bessern.", versprach er. Flints Augenbrauen waren mittlerweile im Haaransatz verschwunden. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet, aber nicht in tausend Jahren. "Für mich seid ihr beide verrückt nach einander. Falls das hilft.", warf er ein und schüttelte den Kopf.

" Siehst du sowas meine ich. Du sollst dich gar nicht ändern oder bessern. Ich liebe dich so wie du bist und jeder hat seine Macken! Ich komme mit deinen klar und du mit meinen!" sagte Sebastian und ging einfach mal davon aus. Dann wandte er sich an Flint. " Ähm...Schatz. Verrückt sein ist die Voraussetzung um überhaupt an diese Schule zu kommen, aber du hast wahrlich recht!" Jetzt lächelte er Wes an. " Entschuldige!"

"Also soll ich weiterhin einfach verschwinden?", sagte Wes nüchtern. "Ich will ja nicht alles ändern und ja, ich liebe dich auch so wie du bist. Mit allen Macken." Er lächelte leicht. "Wofür entschuldigst du dich?", fragte er dann überrascht. Das erschloss sich ihm nicht wirklich.

Sebastian seufzte. " Ich kann es dir eh nicht verbieten. Wenn dir dein Verschwinden hilft mit deinen Probleme relativ klar zu kommen, wäre ich der Letzte der dies vermeiden würde" sagte Sebastian und gab seinem Freund einen sanften Kuss. " Ach egal!" fügte er und stand langsam auf. Dann öffnete er seinen Schrank und holte Luftmatratzen und Decken heraus, welche er auf den Boden legte. Dann drehte er sich um. " Darf ich mir euch Beiden auf den Boden schlafen?" fragte er unschuldig und lächelte leicht.

"Von Klarkommen kann keien Rede sein.", murmelte Wes leise. Es war nicht egal, aber er wollte nicht diskutieren. "Findest du das Bett nicht bequemer?", fragte Flint nun und sah skeptisch auf die Luftmatratze. So als wäre sie ein Tier, das ihn gleich verschlingen würde. Wes grinste nur leicht.

Sebastian sah zu allem hinunter und hatte sich so eine Art Verdeck und Höhle gebaut. " Ja schon, aber da passen wir nicht alle 3 drauf. Immerhin will ich euch Beide bei mir habe!" erklärte er und versuchte es so bequem wie möglich zu machen, ehe er sich vorsichtig darauf fallen ließ.

"Logische Antwort.", bemerkte Wes und setzte sich neben Sebastian. Er saß im Schneidersitz und besah sich das Lager, das Sebastian sich da gebaut hatte. "Du machst doch Karate, oder?", fragte Flint. "Ja." "Meditierst du auch?" "Nein, dafür bin ich dann wieder zu ungeduldig.", sagte Wes und grinste schief.