New Friendship

Es brauchte eine ganze Weile bis sich Sebastian wieder halbwegs beruhigte. Nachdem er das halbe Mobiliar zerschrottet hatte und am liebsten noch die Tür eingeschlagen hätte, öffnete er stattdessen sein Zimmerfenster und sah heraus. Warum musste eigentlich immer Alles im Leben schief laufen? Konnte man nicht mal Ruhe und Frieden haben? Ungewollt schossen ihm Tränen in die Augen und er sah dennoch aus dem Fenster. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit dass ihn jemand sah, wenn er nicht gerade draußen stehen würde.

Wes hatte seine Stirn gegen seine verschränkten Arme gelehnt und die Augen geschlossen. Er war fertig. Das, was seine Mutter ihm Krankenhaus gesagt hatte, saß ihm noch in den Knochen. Es war besser, wenn er starb? So dachte doch keine Mutter. Aber für Wes war sie das auch nie wirklich. Er hatte nie Liebe erfahren dürfen von seinen Eltern und war nur gedrillt worden. Nur warum ihm das jetzt so zusetzte, war ihm nicht ganz klar.

Noch immer konnte Sebastian seinen Blick nicht vom Fenster und der wunderschönen Aussicht, so fand er zumindest im Moment, abwenden. Was hätte er denn auch groß machen sollen? Rein gar Nichts. Das Leben war halt dafür da, dass es scheiße lief und da konnte man Nichts daran ändern. Leise fing er an Its my Life, von Bon Jovi zu singen und wurde dann immer lauter, bis er eine normale Lautstärke erreicht hatte. Eigentlich hoffte er damit, neuen Mut zu schöpfen.

Wes hatte die Augen immer noch geschlossen. Plötzlich öffnete sich seine Zimmertür und David kam rein. "Ley, hey..." Er sah wie sein bester Freund am Fenster stand und stoppte mitten im Satz. "Hey, was ist los?", fragte er besorgt und kam langsam zu ihm. "Weinst du?", fragte er, als er die Tränen schon sah, die das Mondlicht ein wenig reflektierte. "Ley, was ist los?" David legte den Arm um seinen allerbesten Freund und strich ihm über den Arm.

Nachdem Sebastian geendet hatte, setzte er sich auf sein Bett und konnte Nichts anderes tun als Nachdenken. Eigentlich hasste er es gerade, es ließ sich aber nicht umgehen. Überraschenderweise dachte er nicht an Ruby sondern an seine kleine Schwester. Sein Onkel wollte ihn ja auf den Laufenden halten, was Leya anging. Es stellte sich jetzt nämlich die Frage bei wem sie wohnen sollte. Sein Vater war eh fast nie zu Hause und er war hier an der Dalton, außerdem noch nicht alt genug. Wenn sie zu seinem Onkel ziehen würde, könnte er sie sogar öfters besuchen kommen.

"Meine Eltern.", brachte Wes nur heraus, bevor er sich in eine Umarmung ziehen ließ und noch stärker anfing zu schluchzen. Er war fertig mit der Welt und musste sich dringend ausheulen. "Ich will nicht mehr, Dave. Ich kann es ihnen doch eh nie recht machen. Das werde ich nie. Und ich halte den Druck nicht mehr aus." "Shhh, du bist viel stärker als du dich momentan fühlst. Viel, viel stärker. Alles wird gut,Ley."

Sebastian schloss die Augen und wollte einfach nur einen Moment Ruhe und abschalten. Er hoffte, dass Alles nur ein schlechter Traum war und er gleich wieder aufwachen würde. Plötzlich klopfte es an seine Tür. Er wollte mal nicht so sein und öffnete diese. " Was gibst Jungs?" fragte er Nick und Jeff bevor er sie herein bat. " Wie wollten...oh..!" brachte Nick nur heraus als er die Verwüstung im Zimmer sah. " So schlimm?" hakte er nach und fand sich dann in Sebastians Armen wieder. " Ja!" flüsterte Dieser nur und ließ sich aufs Bett setzen. Währenddessen hat Jeff den Beiden einen Gefallen und fing an Ordnung zu schaffen. Nick half ihm kurz Zeit später dabei.

Wes und David standen immer noch am Fenster und noch immer weinte der Ältere. Die Anspannung der letzten Tage entlud sich völlig und er brauchte diesen Zusammenbruch. David war für ihn da und hielt ihn die ganze Zeit im Arm. Ließ ihn weinen und sprach nur hin und wieder beruhigende Worte. "Komm, Ley, leg dich hin!" Er schob Wes sanft zum Bett und drückte ihn darauf. David setzte sich neben ihn und drückte ihn an sich.

" So jetzt sieht es hier wieder halbwegs akzeptabel aus. Nicht dass wer Verkehrtes rein kommt und dich deswegen womöglich noch Nachsitzen lässt!" rief Nick erleichtert aus, als er und Jeff es geschafft hatten, das Zimmer wieder in seinem Urzustand zu versetzen. Zumindest etwas. Sebastian währenddessen hatte sich sein Kissen geschnappt und an sich gedrückt. Darunter konnte man leises Schluchzen hören. " Shh...!" meinte Jeff und setzte sich neben Sebastian. " Hey, komm es wird alles zu, du bist doch sonst nicht so oder?" fügte Nick an und setzte sich auf die Anderen Seite. Sebastian schüttelte nur verneinend den Kopf.

langsam versiegten Wes' Tränen und er war in der Lage wieder halbwegs normal zu atmen. Er sah David dankbar an. "Danke, Dave.", sagte er leise. "Hey, wofür sind Brüder denn da?" David lächelte Wes aufmunternd an. "Alles wird gut.", versicherte er. Wes sah zu Boden. "Momentan zweifel ich an dieser Aussage." "Glaub mir, alles wird gut. Aber komm, es gibt gleich Essen."

" Es wird Alles gut, versprochen. Schau mal du hast uns, deine Freunde, deine kleine Schwester, die warblers! Was kann da schief gehen?" meinte Nick und lächelte Sebastian aufmunternd an. " Ja und um dich mal auf andere Gedanken zu bringen, kommst du jetzt mit uns zur Cafeteria und isst etwas!" erklärte Jeff. " Ich weiß nicht!" sagte Sebastian. " Nun komm!" meinte Nick fürsorglich und zog ihn mit Jeff hoch und Richtung Cafeteria. Dort war noch keiner, also nahmen sie sich ihr Essen und setzten sich an den freien Warblertisch.

David musste Wes quasi vor sich herschieben, damit dieser zur Cafeteria kam. Das einzige, was er Wes noch "erlaubt" hatte, war sich das Gesicht zu waschen, damit nicht jeder sah, dass er geweint hatte. Nun ließ er sich aber schieben und wäre fast gegen die Tür der Cafeteria geknallt. "Pass doch auf!", schimpfte er David auf und betrat die Cafeteria.

Nick, Jeff und Sebastian saßen noch immer am Warblertisch und sprachen kein einziges Wort miteinander. Hin und Wieder stand einer der Niff auf um sein geschäft zu erledigen oder sich Nachschub zu holen. " Es war sehr viel Spaß machen!" meinte Jeff freudestrahlend, als er sein Essen begutachtete. " Dass hilft uns jetzt nicht wirklich weiter!"" Essen macht doch Spaß, weiß doch jeder Nickilein!" kommentierte und erklärte Jeff. Wie konnte man Essen nicht mögen? " Seb jetzt sag doch auch mal was!" bat Jeff und sah zu ihm.

Wes und David nahmen sich etwas zu essen und kamen dann zu Niff und Sebastian an den Tisch. "Hey, können wir uns setzen?", fragte Wes leise und stellte sein Tablett ab, als die Drei nickten. Schweigend begann er zu essen. David tat es ihm gleich. "Ich bin froh, dass ihr euch wieder vertragen habt.", sagte Nick und strahlte sie an.

" Juhu, jetzt lasst uns doch wieder eine Party schmeißen. Wir haben ja auch sonst nichts weiter zu tun!" sprach Sebastian monoton und wandte sich wieder seinem Essen zu. " Jetzt hab doch mal ein bisschen bessere Laune. Ist dass bei dir auch so schlimm?" fragte Jeff bei David nach und wies unauffällig zu Wes. " Du hast dich noch gar nicht dazu geäußert, wie dass mit dem essen ist, es macht Spaß oder?" Jeff sah erwartungsvoll in seinem Richtung. " Weiß nicht!" murmelte Sebastian und aß weiter. " hm...ich gebs auf mit dir! Du bist mir echt zu kompliziert!" fügte Jeff an und runzelte die Stirn.

"Jeff!", kam es dreistimmig und Nick, David und Wes sahen ihn leicht genervt an. "Ich meine das jetzt absolut respektvoll und als einer deiner besten Freunden, aber halt die Klappe.", grummelte Wes und aß dann schweigend weiter. "Noch so einer.", versetzte Jeff nur und sah zwischen Wes und Sebastian hin und her. "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ja sagen ihr seid ein Ehepaar so oft wie ihr identische Stimmungen habt."

" Sind Wes und ich siamesische Zwillinge oder was?" pampte Sebastian Jeff an und aß weiter. Er hatte gerade überhaupt keine Lust dazu. " Identische Stimmung, dass ich nicht lache. Mag ja sein, aber bestimmt aus verschieden Gründen!" fügte er leicht gereizt an. Auch wenn er den Beiden wirklich dankbar für ihre ganze Hilfe heute war. " Solange du nicht wieder dein Zimmer verwüstest und wir so nett sind und es für dich dann wieder aufräumen ist doch Alles okay!" warf Nick ein.

Wes verdrehte seine Augen udn fing kurz Sebastians Blick auf. Sie waren beide mies gelaunt und ließen sich deshalb auch in Ruhe. Wes konnte sich denken, warum Sebastian so schlechte Laune hatte und das tat ihm Leid, was seine Laune nur noch mehr verschlechterte. Er aß auf und brachte dann sein Tablett weg. Als er wieder am Tisch vorbei lief um die Cafeteria zu verlassen, sah er Sebastian noch einmal an und deutete leicht mit dem Kopf an, dass der Jüngere ihm folgen sollte. Beziehungsweise er lud Sebastian ein. Weg von den anderen, die ihre schlechte Laune nicht verstanden, einfach nur sie beide.

Alles was Sebastian wollte war in Ruhe gelassen zu werden. Dies war hier offenbar nicht möglich. Er sah Wes an, als dieser nochmals an den Warblertisch kam und nickte kaum merklich. " Ich hab keinen Bock mehr darauf!" Mit diesen Worten stand er auf, schaffte sein Tablett weg und folgte ganz unauffällig Wes. Warum wohl tat Wes dass? Eis stand jedenfalls fest. Alles war besser als jetzt bei den Anderen zu sitzen. " Was gibts?2 fragte er vorsichtig nach.

"Nichts, ich wollte dir da nur raushelfen. Sahst nciht so aus, als wärst du schwer begeistert. Ich hatte eher Sorge, dass du dir gleich die Gabel in den Hals rammst um das Elend zu beenden." Wes steckte seine Hände in die Taschen seiner Hose und lief mit Sebastian den Gang entlang. "Zwischen dir und Ruben ist Schluss?", riet er einfach mal. "Tut mir Leid." Er meinte es ernst. Ab da schwiegen sie aber wieder.

" Hm..eine Überlegung wäre es wirklich wert. Vielleicht beim nächsten Mal!" schwor Sebastian herauf und lief weiter den Gang entlang. " naja, ich wurde mehr oder weniger gezwungen mit in die cafeteria zu kommen!" ergänzte er und wandte den Blick ab. Ausgerechnet das Thema musste Wes ansprechen, er hatte es wirklich für einen kleinen Moment vergessen! " Da bin ich aber auch selber Schuld!" sagte er nur um überhaupt zu antworten.

Sanft legte Wes Sebastian für einen kurzen Moment die Hand auf den Arm. "Wird schon wieder, Kleiner.", versuchte er ihn zu beruhigen. Dass er ihn gerade aufgrund seines Alters Kleiner genannt hatte, bemerkte er gar nicht. Er war sich auch nicht wirklich sicher, ob er Sebastian wie alle anderen auch als kleinen Bruder betrachtete, oder als etwas ganz anderes.

" Hoff ich doch!" brachte Sebastian nur heraus. " Sag mal warum hast du eigentlich so schlechte Laune? Immerhin haben du und dave euch ja wieder vertragen, von daher verstehe ich es nicht!" fragte er und gab gleichzeitig noch eine Erklärung ab. Er sah nun stur gerade aus, weil es nicht gut gekommen wäre, wenn er auf den Boden geschaut hätte. " was ist eigentlich mit Flint? Der führt doch bestimmt was im Schilde!" brach diese Frage plötzlich aus ihm heraus. Er wusste nicht so recht als was er wes einordnen sollte. Sie waren freunde, aber er war sich dessen nicht mehr so sicher.

"Ist was persönliches...was elternliches., wenn du verstehst.", erklärte Wes doch noch recht kryptisch. "Flint? Der ist mir momentan aber sowas von egal. Solange er die Füße still hält, kann er meinetwegen planen die Welt zu beherrschen oder sowas." Wes nahm wieder seine Hand von Sebastians Arm. "Du weißt ja, wenn du reden oder sonst was machen willst, steht meine Tür dir offen." Er sah Sebastian direkt an.

" Ich verstehe voll und ganz!" meinte Sebastian und beließ es bei dem Thema. Er wusste ja selber wie es mit Eltern so werden konnte und seine Mum war auch nicht immer ein Engel gewesen. " Glaub mir er ist zu dumm dafür. Er schafft es nicht mal, nicht ernst nehmen, dich zu stürzen, wie er es wollte, also von daher!" fügte er an und sah Wes an. " Worüber soll ich denn noch reden? Ich hab doch schon Alles meinem, wie nennen es alle Seelenklempner erzählt, der dreht noch durch mit mir. Ich spiel immer noch mit dem gedanken mich einweisen zu lassen. sie haben da so schöne Zellen!" überlegte er sich und trat einfach mal in Wes Zimmer. Immerhin stand die Tür für ihn ja offen, wenn er reden wollte.