New Friendship

Wes hatte sich eigentlich hinlegen wollen, machte dann aber einen kurzen Umweg und klopfte an Sebastians Tür. "Hey, kann ich reinkommen?", fragte er, als er nach einiger Zeit die Tür öffnete. "Ich wollte nur fragen, wie es dir geht, ob du was brauchst oder so." Er machte sich Sorgen, weil er sah, dass es Sebastian nicht gut ging.

Nach einer Weile klopfte es an Sebastians Tür und hatte gerade überhaupt keine Lust etwas zu sagen, aber die Tür ging auf und Wes kam herein. " Naja, geht schon ich darf nur nicht aufstehen! Wegen dem Schwindelgefühl und ich muss was gegen meine Kopf-, Bauch und Halsschmerzen nehmen, aber ich hab selber was da von daher! was ich bräuchte? Eine weiße weste und kein schlechtes gewissen und wie gehts dir so?" versuchte er ein Gespräch aufzubauen.

Wes lehnte sich an die Tür. "Schlechtes Gewissen wegen letzter Nacht?", fragte er und schloss kurz die Augen. "Sorry. Ich hätte es nicht so weit kommen lassen sollen, aber der Alkohol..." Er dachte kurz nach. Er mochte Sebastian wirklich, es war also wirklich nur der Schnaps gewesen, weswegen er mit ihm ins Bett gestiegen war. Denn Wes war nicht schwul.

" Nein, eigentlich nur wegen der Gewissheit dass ich einfach mal so meinen Freund betrogen habe, mit einen Jungen der wohlgemerkt rein gar Nichts von mir will und nicht mal schwul ist. Dabei hab ich im Alkoholrausch auch noch ein Mädchen geküsst, aber ach vergessen wir dass Alles einfach. Es ist nicht passiert und entschuldigen brauchst du dich auch nicht. Immerhin bin ich auch ein denkendes Individuum, ich hätte nicht erst zu dir kommen sollen!" erklärte Sebastian und wieder drehte sich Alles vor seinem Auge.

"Ganz ehrlich? Jeder hat Phasen, wo er nicht denkt, sondern handelt. Ich doch auch. Momentan weiß ich gar nicht so genau, was ich bin oder was ich will. Deswegen mach ich so viel Blödsinn. Gut, gegen das, was ich mir schon einmal geleistet habe, ist das momentan gar nicht, aber trotzdem." Wes seufzte.

"Ja nur musst du dir zwei Sachen merken. Erstens bin ich nicht Jeder und Zweitens ist dass bei mir offenbar schon keine Phase mehr, sondern krank. Noch dazu kommt, dass ich Ruby die letzte Nacht geheimhalten muss und dass obwohl er ein Recht darauf hat es zu erfahren, aber wenn er es erfährt, kann ich seine Reaktion darauf nicht mit ansehen!" Sebastian stand auf und wollte zu Wes laufen, doch er schwankte und fiel unsanft zu Boden. " Dass hab ich wahrscheinlich verdient!" murmelte er und bot Wes an sich zu setzen. " Wenn du willst, kann du dich hier ausruhen, aber bitte auf den Bett was noch frei ist!"

Besorgt kniete sich Wes neben Sebastian. "Seb, ehrlich, es bringt doch nichts, wenn du dich so fertig machst. Davon wirst du krank." Das davon betonte er sehr deutlich. "Glaub mir, ich kann ein Lied von falschem und vorallem zerstörerischem Verhalten singen. Da bin ich quasi Experte drin. Aber jeder kann sich fangen und das wirst du auch.", versicherte er. Als Sebastian Ruben erwähnte, verzog Wes das Gesicht. Er hatte ein schlechtes Gewissen.

" Ach, was soll ich deiner Meinung nach sonst tun? Alles ignorieren was passiert ist und den Anderen etwas vorgaukeln? Wenn ich mir es so recht überlege, lass mich, mich lieber fertig machen!" meinte Sebastian und stand langsam auf. " Also meinst du ich habe ein falsches und zerstörerisches Verhalten oder wie darf ich dass verstehen?" hakte Sebastian nun nach. Auf diese Antwort war er mehr als gespannt.

Auch Wes stand auf und sah Sebastian ohne zu Blinzeln in die Augen. "Ich sage nur, dass dir dieses Verhalten nicht gut tut.", korrigierte er, bevor er das Zimmer verließ. Draußen wäre er fast mit Jeff zusammengeknallt. "Ley, genau der Mann, den ich suche!" "Ich dachte, den hast du in Nick gefunden.", konterte Wes trocken. Jeff verdrehte die Augen. "Ja, doch, aber du bist mein Kumpel. Und wir haben schon lang nichts mehr gemacht. Bock auf Kino? Egal welcher Film."

Noch ehe Sebastian etwas erwidern konnte war Wes aus seinem Zimmer verschwunden. " Hat mir jetzt auch sehr weitergeholfen!" sprach er mit sich selbst und verabredete sich mit Ruben. Dieser wollte mit ihm mal weg von Allem. Eine dreiviertel Stunde später, standen Beide vor der Dalton und stiegen in das Auto ein. Ruben wusste zwar dass Sebastian getrunken hatte, aber es war ja nicht ansteckend. Schnell schrieb er noch eine nachricht an seine Freunde.
" Hey, nicht dass ihr euch wundert und vielleicht sogar noch eine Vermisstenanzeige aufgebt. Ich bin mit Ruben fort. Dass könnt ihr mir echt glauben!"
Diese SmS schickte er an Wes, Nick und Jeff. Mehr Freunde hatte er ja eigentlich auch nicht.

Jeff und Wes standen derweil im Kino von Westerville und betrachteten die Filmplakate. "Irgendwie ist mir nach Lachen.", murmelte Wes. "Da mach ich mit. Guck mal, der sieht gut aus und er fängt in zehn Minuten an.", rief Jeff und zeigte auf ein Plakat. Wes folgte dem Finger und betrachtete das Plakat. "Klingt gut.", stimmte Wes ihm und kurz darauf standen sie an der Kasse und kauften Karten. "Teilen wir uns Popcorn?", wollte Jeff wissen. Wes nickte.

Ruben fuhr seinen silbernen Chevrolet Corvette Stingray auf ein Grundstück dass Sebastian nicht kannte und hielt an. " Wo sind wir?" hakte er nach und stieg lächelnd aus. " Ach, meiner Familie gehört das Grundstück hier und es ist aber seit 6 Jahren oder so nicht mehr bewohnt gewesen, dennoch prima in Schuss!" erklärte Ruby und zog Sebastian in ein großes Haus mit vielen Etagen hinein. Dabei hielt er ihm die Augen zu. Als sie in einem Raum kamen durfte Sebastian schauen. Der raum war abgedunkelt und in dessen Mitte stand ein Tisch auf dem Essen und ein Kerzenständer stand. " Und was sagst du?" wollte Ruben nun wissen und sah seinen Freund erwartungsvoll an. Sebastian beugte sich zu ihm herüber und küsste ihn. " Reicht dir dass als Antwort?"

Der Kinosaal war abgedunkelt und die Werbung lief. Jeff und Wes mampften das Popcorn und verfolgten neugierig die Kinotrailer. "Sonst noch ein Grund, warum du mit mir alleine ins Kino wolltest?", fragte Wes. Jeff schüttelte den Kopf. "´Hab dich vermisst. Du bist ein guter Freund, einer meiner besten." "Dito, Jeff, dito." Der Film fing an und sie verfolgten eifrig das Geschehen.

Nachdem sie gegessen hatten setzte sie sich auf ein Sofa und Sebastian löste die Stille, welche ihm nur mehr als unangenehm war auf, indem er ein Gespräch aufbaute. " Ähm...Ruby du weißt doch dass ich gestern einen getrunken habe....!"" ja weiß ich!" lächelte Ruby seinen Freund an. " Ich liebe dich so sehr, dass kannst du dir nicht vorstellen!"" Ich dich auch, aber was willst du mir denn sagen?" Sebastian schloss kurz die Augen um sie dann wieder zu öffnen. " Ich habe....gestern dann noch mit Wes geredet und ihn.....ge..küsst und mit ihm geschlafen!"

Nach dem Film waren Wes und Jeff noch Pizza essen gewesen. "Fast wie ein Date.", befand Wes und Jeff musste so lachen, dass er seine Cola über den Tisch prustete. "Meinst du das ernst?" Wes nickte grinsend. "Sag mal, Ley, was ist in letzter Zeit mit dir und Seb los? Ihr hängt nur noch aufeinander und zwischen dir und David ist Stress. Was geht ab?"

" Ist nicht dein Ernst oder? Du verarschst mich oder?" fragte Ruben nach um auf Nummer sicher zu gehen. " Ich wünschte es wäre so!" gab Sebastian nur als Antwort und sah zu Boden. Man hatte er ein schlechtes Gewissen. Es ging dann soweit dass sie noch eine kurze Zweit miteinander redeten und auf der Rückfahrt kein Wort miteinander wechselten. In der Dalton lief Sebastian zufällig Nick über den Weg. " Hey, seb du siehst aus als hättest du einen geist gesehen, was ist los?" fragte er ein wenig besorgt nach und folgte ihm aufs Zimmer.

"David und ich hatten Stress. Wir haben uns wieder versöhnt. Und Seb und ich, wir kommen einfach gut klar. Hätte ich nicht gedacht, muss ich zugeben." "Na, solange dein großer Bruder-Radar dich nicht dazu bringt etwas Dummes zu machen." "Was meinst du?" Jeff seufzte. "Ach komm, Ley, du weißt, dass du dazu neigst dumme Aktionen zu reißen, wenn du dich um jemanden sorgst und ihn um jeden Preis beschützen willst."

" Verstehe, warum hast du uns dass denn nicht einfach gesagt?" fragte Nick und saß auf Sebastians Bett. " Ähm.... weil es nur eine dumme Aktion von mir war,einfach soviel Alkohol zu trinken, dass ich betrunken werde!" konterte Sebastian. " Du hast aber nichts dummes angestellt gestern oder?"" Nein wie kommst du dadrauf?" winkte Sebastian ab. " Du neigst dazu. Tut mir Leid, wegen der Sache von heute Mittag." " Vergeben und Vergessen Nick!" Sie umarmten sich, auch wenn Sebastian ihm immer noch die Geschichte mit Wes und Ihm verschwieg. " Was wird jetzt aus dir und Ruby?" Nick war nicht so begeistert über den Ausgang des Gesprächs, aber Sebastian war nun einmal sein Freund.

Jeff und Wes fuhren wieder nach Dalton zurück. "Ich freu mich, dass es Wevid wieder gibt.", sagte Jeff plötzlich. Wes lachte. "Ich mich auch. Es waren ja nicht einmal 24 Stunden, aber es hat gereicht um uns mies zu fühlen. Ich kann halt nicht ohne meinen heterosexuellen Lebenspartner, und er nicht ohne mich." "David wäre der einzige, für den du schwul werden würdest, was?" Mittlerweile liefen sie in Dalton über den Gang und Jeff fragte es laut genug, dass es jeder hören konnte.

" Wo ist eigentlich Jeff?" erkundigte sich Sebastian nun wirklich interessiert. Der Blonde war sonst wie eine Klette an Nick. " Im Kino mit Wes!" meinte Nick nur und lächelte. " Was ist jetzt mit Ruby und dir?" hakte er nach und ließ aber auch nicht locker. Sebastian seufzte und meinte " Was soll schon sein? Unsere Beziehung war so schon angeknackst wegen der Sache mit Flint. Hinzu kommt noch, dass ich mich um ihn nicht genug gekümmert habe und seine Probleme nicht mitbekommen habe!"" Heißt?" fragte Nick ganz unschuldig. " Schluss und Aus!" " Komm wir unternehmen was zusammen!" veranlasste Nick und zog Sebastian mit auf den Gang. Dabei liefen sie zufällig Wes und Jeff über den Weg. " Wie war der Film Schatz?" fragte Nick und legte einen Arm um Jeff.

Wes zögerte mit seiner Antwort. Eigentlich hatte er Jeff zustimmen wollen, doch dann holte ihn sein Gewissen ein. Das wurde auch nicht besser, als Nick und Sebastian auf den Gang kamen. Wes hatte Jeff immer noch nicht geantwortet und sah kurz zu Sebastian. Jeff sah es. "Ach ne.", kommentierte er nur. Wes wusste einfach nicht, was momentan mit ihm los war. Er machte Dinge, die er sonst nicht machte. Vielleicht rebellierte er gegen die jahrelange Unterdrückung seiner Eltern? wer wusste das schon?

" Ähm...wes und ich müssen uns jetzt aber nicht auch umarmen oder? Hab dazu ehrlich gesagt überhaupt keine Lust!" meinte Sebastian monoton und erwiderte den Blick von Wes. Mal abgesehen davon, dass es immer wieder Zufall war, wollte er eigentlich gerade seine Ruhe, aber er wollte nicht unhöflich sein. " Wie war der Film?" fragte er nun auch noch an Wes gewandt nach. Von guter Laune war nicht die Rede.

"Gut und ja." Das letzte war an Jeff gegangen, der ihn verstanden hatte, aber dennoch die Stirn runzelte. "Ich verabschiede mich dann mal.", sagte Wes und drängte sich an seinen Freunden vorbei um zu seinem Zimmer zu gelangen. Er war verwirrt und musste nachdenken. Denn egal wie er es drehte oder wendete, das gestern war passiert und auch das eine Mal mit David konnte er nicht leugnen. Beides Mal war er zwar betrunken gewesen, hatte es aber genossen.

" Schön!" meinte Sebastian kurz angebunden. " Ich geh auch mal, hab noch was zu erledigen!" fügte er an und lief den Gang entlang zurück zu seinem Zimmer, um seine Beiden Kumpels sitzen zu lassen. Als er in sein Zimmer kam schloss er ab und lief zum Nachtschrank. Dort war gerade einmal wieder das Bild von ihm und Ruben zu sehen. Von einem Moment auf den Nächsten schleuderte er den Bilderrahmen an die Wand. Er wollte dass gerade am Wenigsten sehen.

Wes stand am geöffneten Fenster, hatte seine Unterarme auf den Fensterrahmen gestützt und sah traurig nach draußen. War doch alles nicht zu glauben. Er war nicht schwul. Nicht, weil er Schwule verabscheute, sondern weil er es einfach nicht fühlte. Vielleicht war er ja bi. Oder einfach nur verdammt betrunken gewesen. Aber momentan war eh alles komisch. Jeden Tag stellte er sich vor wie es wäre, wenn er einfach zum Flughafen fahren und wegfliegen würde. Für immer. Vielleicht wollte er ja wirklich nur irgendwie fliehen. Seine Eltern setzten ihm massiv zu und er wusste, dass sie einen schwulen Sohn nicht dulden würden.