New Friendship

Sebastian kam noch telefonierend wieder in die cafeteria. " Ich würde ja gerne weiter mit dir plaudern, aber der Moment ist gerade sehr ungünstig!" Sebastian verdrehte die Augen. " Ich will dich nicht abwimmeln!" Er hielt sein Handy etwas weg und meinte " Mädchen! Können die auch mal aufhören zu reden?"" Können wir nicht!"" Verstehe, ich müsste jetzt aber wirklich auflegen. " Der Ärmste, was soll ich denn sagen. Wenn er von dir ein paar drauf bekommt geht dass ja noch, du hast eine Tasche, aber mein Freund hat einen Hammer." " Ein Versuch war es wert. Warum glaubt mir nur keiner dass ich hier geqäult, genötigt und sonst etwas werde?" Er legte auf und wandte sich an Wes. " Sorry: nervensäge hoch drei!" versprach er. " Kann ich dir was bringen?" hakte er besorgt nach.

Wes schüttelte den Kopf. "Nein, schon in Ordnung." Er räumte sein schmutziges Geschirr und die Obstabfälle weg. Dann ging er in sein Zimmer. Dort suchte er all die Sachen zusammen, die er für den Unterricht brauchte. Der baldige Besuch seiner Eltern war ihm wirklich auf den Magen geschlagen. Was auch immer George und Angelika wollten, es konnte nichts Gutes sein.

Auch Sebastian räumte seine unberührte Tasse weg, bevor er sich auf den Weg in sein Zimmer machte. Dort bekam er eine Nachricht und las sie sich durch. Sofort spiegelte sich auf seinem gesicht die Trauer. Diese schüttelte er jedoch ab und schreib Wes eine nachricht!
" Wenn du jemanden zum reden brauchst ich bin immer für dich da! Ich liebe dich!"
Er machte sich auf den Weg zum Unterricht und lief einen Umweg an Wes Zimmer vorbei.

Wes lag auf seinem Bett, hatte den Kopf ins Kissen gedrückt und fand, dass heute ein recht guter Tag war um den Löffel abzugeben. Dann musste er seine Eltern nicht mehr sehen, die ihn eh umbrachten, wenn sie erfuhren, dass er einen Freund hatte. Seine Eltern waren rassistisch, sexistisch und generell nur so beladen mit Vorurteilen. Die SMS ignorierte er, weil er mit wirklich niemandem reden wollte. Er wollte einfach nicht mehr.

Sebastian machte sich jetzt nur noch mehr Sorgen um seinen freund. Allen Anschein nach waren seine Eltern noch schlimmer als gedacht. Auch im Unterricht kreisten seine Gedanken um Wes. Er verstand ihn und würde ihm alle Zeit geben die er brauchte. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen, doch er fing sich wieder. Nun hatten sie eine Doppelstunde Sport und noch immer ging es ihm schlecht. Erst recht als er hörte dass sie mit Flint Sport machen durften. Sind wir denn nur gestraft? schoss es Sebastian durch den Kopf. pass auf du Wanze. Angebot. Du lässt Wes für eine Zeit lang in Ruhe und dafür tu ich dir einen Gefallen. Egal was ich mach fast Alles, außer mich umbringen!" meinte er an Flint gewandt.

Wes verließ sein Zimmer für den Unterricht, sprach aber kaum. Besorgt sah David zu ihm und hielt sich in seiner Nähe auf. Der Brief schien ihn hart getroffen zu haben, also musste es auch dort nur Vorwürfe und Drohungen gehagelt haben. Hätte Wes allerdings gewusst, was Sebastian Flint anbot, hätte er ihm gesagt, dass es nichts brachte.
"Oh, buhuuu, hat Wessie ein Problemchen? Hm? Musst du ihn beschützen?", fragte er spöttisch und sah Sebastian herausfordernd an.

" Du bist das Einzige Problem hier!" meinte Sebastian und sprach weiter. " Aber bitte wenn du nicht willst dann gehe ich und du musst sehen wo du bleibst. Ich dachte ja eigentlich du weißt was du willst und wie du es bekomms. Tja offenbar habe ich mich geirrt!" Es sollte jetzt nicht falsch rüberkommen. Er hasste diesen Typen und seine Gegenwart. Noch immer bekam er Panik wenn er ihn nur sah, aber vielleicht würde es etwas bringen. Ansonsten halt nicht.

Wes brachte derweil seine letzte Unterrichtsstunde hinter sich und verließ das Klassenzimmer. Stocksteif blieb er stehen, als er plötzlich vor seinen Eltern stand. "Was macht ihr denn hier?" "Wir hatten dir einen Brief geschrieben, dass wir kommen, Wesley.", zischte seine Mutter. "Ja, aber ich dachte, ihr kommt nächste Woche." "Warum? Damit du Zeit hast deine schlechten Leistungen zu verbergen?" "Welche schlechten Leistungen? Ich habe in jedem Fach ein A." "Zeig mir deine Referate." "Aber..." "Zeig mir deine Referate!", ordnete George an und schubste seinen Sohn zu dessen Zimmer.

Sebastian, Nick und Jeff liefen derweil gerade ein paar Runden um die Halle. Er schien nicht müde zu werden, da er zu abgelenkt von so vielen Dingen war. Danach sollten sie Basketball spielen, und wie es die Leerer immer wollten, durften die Schüler sich ihre Partner nicht heraussuchen. Nick, Jeff und Sebastian kamen zum Glück in ein team. Nach Sport hatten sie Pause. Diese verbrachte er in seinem Zimmer. Allein, still und niemand da der ihn störte. Wes bereitete ihm immer mehr kummer.

"ist das dein Ernst?" Wütend sah George seinen Sohn an. "Was willst du von mir? Ich habe genau gemacht, worum der Lehrer gebeten hat.", entgegnete Wes mehr als sauer. Seine Eltern trieben ihn zur Weißglut. "Da fehlen noch mindestens fünf Seiten." "Hast du einen Schaden? Ich hab alle wichtigen Informationen rausgesucht und aufgeschrieben." Wes nahm seinem Vater sein Referat weg und George wurde noch wütender. "Wage es nicht so mit mir zu reden!" "Ich habe es gerade getan." Die Ohrfeige, die er dafür von seinem Vater bekam, schmerzte sehr. "Oh, wieder Schläge. Aber pass auf, hier könnte dich jemand hören." Wieder eine Orhfeige. "Rede nicht so mit deinem Vater!", keifte seine Mutter.

Sebastian legte sich in sein Bett und versuchte ein wenig Schlaf zu finden. Nicht dass er müde war, aber er wollte einfach dass dieser Tag verstrich. Alles misslang jedoch! Er lief im Zimmer auf und ab und dachte über eine Menge Dinge nach. warum will Wes immer allen helfen aber selber kaum Hilfe annehmen? Immer ist er der leidtragende. Jedoch vermied er es Wes eine Nachricht zu schreiben. Warum auch? Also widmete er sich dem Lernen zu, auch wenn es ihm sehr schwer fiel sich zu konzentrieren.

David suchte Wes schon überall. Sein betser Freund war verschwunden und das beunruhigte ihn sehr. Er hatte gehört, dass Wes' Eltern in Dalton waren und das konnte einfach nicht gut sein. Also suchte David überall. Als er ihn im Gebäude nicht fand, suchte er draußen und kam schließlich zu Wes' Lieblingsplatz unter den Trauerweiden. Vorsichtig schob er die Zweige beiseite und trat unter dne Blättervorhang. Wes saß auf dem Boden, hatte die Beine angezogen und die Arme auf den Knien liegen. Seinen Kopf hatte er in den Armen vergraben. "Ley?", sagte David und näherte sich ihm vorsichtig.

Nach kurzer Zeit kam Sebastian zu der Einsicht dass es Nichts brachte, sich jetzt den Hausaufgaben zu widmen. Also schob er sie beiseite und lehnte seinen Kopf nach hinten. Warum konnte das Leben nicht einen Tag, nur einen einzigen verfluchten Tag, gut sein? Einmal in Ruhe und Frieden. Dieser Tag wird aber nie kommen, aber der Tag an dem er und Wes sich trennen müssen, weil Wes an die NYADA geht und er noch auf der Dalton bleibt. Sie sollten mal realistisch bleiben. Eine Fernbeziehung geht nicht gut auf Dauer. Da müsste Sebastian ihm folgen.

David setzte sich neben Wes. Noch immer hatte der Ältere nicht reagiert und Dave machte sich Sorgen. Zögerlich legte er seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Sofort zuckte Wes zusammen. "Er hat dich wieder geschlagen, oder?", stellte David nur das Offensichtliche fest. Wes blieb weiterhin stumm. David biss sich auf die Lippe. "Willst du zur Krankenschwester?" Wes schüttelte den Kopf. "Ley, es regnet gleich. Du kannst hier nicht sitzen bleiben."

Sebastian stand auf und verließ sein Zimmer. Er musste einfach mal raus! Dem Himmel nach zu urteilen müsste es gleich regnen. Er fand dieses Wetter mehr als nur perfekt! Kurzerhand lief er in den Wald und es fing an wie aus Eimern zu schütten. Ihm war es im Augenblick herzlich egal ob er davon krank werden würde! Daraufhin blieb er stehen und starrte die Bäume an, bevor er sich in einer Art Vorbau niederließ, da sich ein Gewitter anbahnte.

Wes blieb, wo er war und als es zu regnen anfing saßen sie somit noch immer unter der Trauerweide. "Ley.", sagte David traurig. Er hätte Wes gerne umarmte, aber er schien Schmerzen zu haben und darum wusste David nicht, wie er ihn anfassen sollte. "Wissen die Anderen, wo du bist? Sebastian und so?" Wes schüttelte den Kopf. "Nein, ich will es auch nicht. Reicht schon, dass du es mitbekommen hast." Er stand auf und anhand seiner Bewegungen musste er starke Schmerzen haben. David sprang auf. "Soll ich dir helfen?" "Nein. Versteh mich nicht falsch, danke, dass du da bist, aber momentan kann ich keine Hilfe annehmen. Es tut mir Leid." Und damit schob er die Zweige beiseite um in den strömenden Regen hinaus zu treten.

Sebastian lugte unter dem Vorbau hervor und trat aus diesem heraus. Regen war nicht schlimm. Regen war toll und er spiegelte den Augenblick und die Situation wieder. Es passt Alles immer genau. Noch eine ganze Weile lief er durch den Wald und viele würden ihn als wahnsinnig einstufen, bei so einem Wetter spazieren zu gehen. Er kam an einem Abhang dabei und ihm fiel sein Handy welches er gerade hatte runter und unter einen auf den Boden liegenden Baum. "Verflucht!" rief er, rutschte den Abhang hinunter und griff durch das freie Loch. Jedoch kam er nicht umher sich zu verletzen, aber er konnte sich sein Handy angeln. Es funktionierte sogar noch.

Wes war nicht zurück nach Dalton gegangen, sondern nur zu seinem Wagen. Dort saß er nun und starrte den Regen an, der die Scheiben hinunter lief. Auch ihm liefen die Tränen über die Wangen. Im Radio lief passenderweise nur traurige Musik und seine Stimmung sank Stück für Stück. Ihm tat alles weh und es würde einige Tage dauern, bis das nicht mehr der Fall war. Bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig als so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Sollte ja niemand mitbekommen, was für ein Schwein sein Vater war.

Seine Wunde wurde sehr schnell dick und fing heftig an zu bluten. Er hatte absolut Nichts da um die Blutung zu stoppen, wofür er sich selber verfluchte. Da blieb ihm doch Nichts anderes übrig als zur Dalton zurück zu kehren. Langsam machte er sich auf den Weg und stolperte 3 Mal über Steine oder Äste. Nur mit Mühe gelang es ihm vor der Dalton anzukommen. Er hatte allerdings keine Kraft mehr sich auf den Beinen zu halten und sackte zusammen. Nun blieb er halt an der Stelle. Wes ließ auch Nichts von sich hören, aber Sebastian akzeptierte dass.

Wes hatte es aufgegeben die Tränen wegwischen zu wollen. Dazu kamen zu schnell wieder neue. So saß er im Auto und weinte, während draußen die Welt unterging. Er fühlte sich hilflos und wollte nur jemand haben, der ihn beruhigte, wenngleich er wusste, dass das nie passieren würde. Vor seinen Eltern konnte ihn niemand schützen. War doch alles beschissen. Er wollte nicht mehr.

Je später es wurde umso kälter wurde es. Sebastian trug nur seinen Blazer und auf die Anrufe von Nick und Jeff reagierte er nicht. Ein letztes Mal versuchte er mit Wes zu kommunizieren und schrieb ihm deshalb eine Nachricht so gut es ihm möglich war.
" Hey, ist etwas passiert? Kann ich dir etwas helfen? Ich mache mir echt sorgen um dich. Antworte doch bitte zurück. Ich liebe dich!" Er schickte sie ab, aber da er in den Zeilen immer einmal verrutschte schickte er sie neben Wes noch an Flint.

Durch seinen Tränenschleier las Wes die Nachricht. Er begann eine Antwort zu tippen:
"Ich"
Dann schluchzte er erneut auf und kam versehentlich auf senden. So bekam Sebastian eine recht kryptische Nachricht, während Wes im Auto saß und noch stärker schluchzte und weinte.

Sebastian öffnete sein Handy um die Nachricht zu lesen, da fiel ihm auf das er diese auch noch versehentlich an Flint geschickt hatte. Tolle Wurst. Wes Nachricht verwirrte ihm. Langsam begann er eine Nachricht zu tippen.
" Wo bist du? Bitte sag mir dass!" Nun machte er sich erst recht sorgen und er versuchte sich aufzurappeln was ihm zwar gelang aber er konnte sich kaum auf den Beinen halten.

Von wem genau die Nachricht war nahm Wes gar nicht wahr. Er tippte einfach irgendwelche Tasten und schaffte es irgendwie das Wort "Auto" zu schreiben. Ihm konnte eh niemand helfen, also konnten auch ruhig alle wissen, wo er war. Schlimmer konnte der Tag nicht mehr werden. Er warf das Handy auf den Sitz neben sich und lehnte seine Stirn gegen das Lenkrad.

Sebastian fror mehr und mehr. Als er die Nachricht von Wes bekam, schleppte er sich in Richtung Parkplatz, wo er auch noch Wes Auto suchen musste. Als er es fand,schaffte er es mit Mühe, dorthin zu laufen. Er klopfte an die Fensterscheibe und hoffte sehr Wes würde das Auto aufmachen. Wenn nicht würde Sebastian wohl nichts Anderes mehr übrig bleiben als zu gehen.